
Letzte Woche haben wir Euch die ersten 10 der 20 sehenswertesten, abgelegensten Inseln der Welt vorgestellt. Ob heiß oder kalt, tropisch oder arktisch, idyllisch oder rau – es war von allem etwas dabei. Doch wer von Euch trotzdem nicht sein nächstes Urlaubsziel auf unserer ersten Liste finden konnte, für den haben wir hier unseren zweiten Teil, mit 10 weiteren wunderschönen verlorenen Inseln.
Eine Reise zum Mars – Devon Island
Auf der größten unbewohnten Insel der Welt herrschen jährliche Durchschnittstemperaturen von -16°C. Den paar Dutzend Moschusochsen und Lemmingen an der Nordküste scheinen die arktischen Zustände nichts auszumachen – kein Wunder, bei der blendenden Schönheit der eisigen Szenerie.
Wer den beschwerlichen Weg durch die kanadische Arktis bezwingt, wird mit ergreifenden Panoramen mehr als zu genüge für die Strapazen entlohnt. Eisdecken und Granitgipfel in einer sonst kargen, leblosen Steinwüste dienten der NASA im Juli 2004 als Simulationsfläche für kommende Marsmissionen.
Neben einigen arktischen Vogelarten, die an den seltsam erhöhten Stränden und Seen brüten, gibt es in dieser Polarwüste nicht viel Leben. Dafür befindet sich der nördlichste Friedhof der Welt, Dundas Harbour, auf Devon Island. Hier ein Wort der Warnung: Die raue arktische Wildnis erfordert vom Besucher schon einiges an Kondition.
Zwischen Finken und Schildkröten – Galapagosinseln
Die Geschichte des kleinen Archipels im östlichen Pazifik ist unmittelbar mit den revolutionären Beobachtungen des englischen Naturforschers Charles Darwin verwoben. Die dreizehn Inseln und sechs Eilande gehören heute offiziell zu Ecuador, Flüge von Quito und Guayaquil landen täglich auf den Galapagosinseln.
Wer diesen abgelegenen Archipel besucht, ist meist aus einem Grund dort: der Artenvielfalt. Galapagos-Schildkröten, Meerechsen, Leguane, Lava-Echsen und Geckos teilen sich das Naturwunder mit harmlosen Schlangen, Pinguinen und 56 Vogelarten, von denen 27 einzig auf den Galapagosinseln zu finden sind.
Die Landschaft, geprägt vom vulkanischen Ursprung, ist eher unfruchtbar; dafür treffen Taucher und Schnorchler unter Wasser auf Wale, Delphine und Seelöwen. Kajakfahren und Surfen im offenen Ozean gleicht einer Reise durch extraterrestrische Gewässer.
Ein Inselparadies für den großen Geldbeutel – Moorea
Willkommen auf einem der luxuriösesten Inselparadiese auf Erden: Moorea. Nur etwa 17km von der tahitischen Küste entfernt bleibt die vulkanisch geformte Insel in Französisch-Polynesien bis heute eher ein Geheimtipp unter Inselliebhabern. Trotz des Fokus auf hochwertigen, kostspieligen Tourismus gibt es auf der Insel auch das ein oder andere erschwingliche Hotel.
Das Inselfeeling, das Euch auf Moorea überkommt, rührt unter anderem von den strahlendblauen Lagunen und massiven Berggipfeln, die hier und dort aus dem Boden der Insel hervorstoßen. Abends könnt Ihr an der malerischen Küste einen monumentalen Sonnenuntergang bestaunen.
Schnorcheln, Angeln, Paddeln – auf Moorea gibt es genug zu tun, um die Idylle in all ihrer Schönheit einzusaugen. Den Unterwasserliebhabern und Euch empfehlen wir Whale-Watching und einen Trip zum Moorea Delphinzentrum – dort könnt Ihr mit den Delphinen zusammenschwimmen. Danach erkundet Ihr alte Dörfer und Siedlungen beim Paragliding oder Fallschirmspringen aus der Luft.
Ein Bisschen Geschichte im Pazifik – Marshallinseln
1156 Inseln bilden im Pazifik den Inselstaat der Marshallinseln, der sich erst im Jahr 1986 von den Vereinigten Staaten unabhängig machte. Spuren von knapp vierzig Jahren unter US-amerikanischer Administration finden sich bis heute unter anderem in der Nutzung des US-Dollars.
Etwa die Hälfte der 53 000 Einwohner leben auf der Hauptinsel Majuro – hier findet Ihr Euch in einer klassischen Inselatmosphäre wieder. Gelassen und zurückgelehnt scheinen die Menschen hier ihren Alltag zu verbringen.
Ganz anders sieht es auf dem Kwajalein-Atoll aus, einem Raketentestgelände des US-Militärs, das praktisch unzugänglich ist für nichtmilitärische Besucher. Viele Überreste einer tragischen nuklearen Geschichte prägen heute einige der äußeren Inseln – so auch das Wrack aus dem zweiten Weltkrieg, das allerdings mittlerweile zu einer beliebten Touristenattraktion unter Tauchern geworden ist.
Trotz des bestürzenden Hintergrunds der Marshallinseln haben viele der 29 Korallenatolle das unberührte tropische Flair behalten. Entlegene Strände in der Stadt Laura auf Majuro ziehen Touristen aus aller Welt an, weswegen regelmäßig Flüge auf 10 der 29 Atolle landen.
Das schönste Gefängnis auf Erden – Con Dao
Eine der schönsten exotischen abgelegenen Inseln liegt im Südosten Vietnams. Nur etwa 5 000 Menschen leben auf den 16 bergigen Inseln, die während der französischen Kolonialzeit als Gefängnis für politische Gefangene dienten.
Trotz der überwältigenden Schönheit der Natur zählt Con Dao bis heute zu den unberührteren Fleckchen der Erde. Im Jahr 2008 verbrachten knapp 20 000 Menschen ihren Urlaub auf Con Dao – von denen waren allerdings gerade einmal 2 600 keine Vietnamesen.
Delphine, Barrakudas und Dugongs schwimmen durch Seegrasfelder und Korallenriffe, Schildkröten legen ihre Eier zwischen Juni und September im pulverweißen Sand ab. Nach einem Wanderausflug durch den Regenwald findet Euer Geist das Paradies auf Erden.
Auf zur nördlichsten Siedlung der Welt – Spitzbergen
Für diejenigen unter Euch, die im Sommer der Sonne in Deutschland entfliehen, hält die Erde einen ganz wundervollen Ort bereit: Spitzbergen. Auf dem norwegischen Archipel im Arktischen Ozean herrschen im Sommer ganze 6°C, im Winter fällt das Thermometer auf eisige -15°C – wem das Ganze noch zu warm ist, der sei beruhigt: Die frostigen Winde sorgen dafür, dass die gefühlte Temperatur noch um einiges geringer ist.
Spitzbergen, auf Norwegisch „Svalbard“ (wörtlich: kalter Rand), ist auch Heimat der nördlichsten beständigen Zivilbevölkerung von 2 700 Menschen. Weder die Spitzberger noch die artenreiche Fauna lassen sich von dem arktischen Klima beunruhigen. Seevögel, Eisbären, Rentiere, Karibus und Polarfüchse streifen durch die glätscherbedeckte Landschaft; Buckel-, Schwert-, Beluga- und Narwale schwimmen neben Walrossen und Robben.
Auf Spitzbergen kommt Ihr per Flugzeug oder mit dem Boot, allerdings warnen wir Euch vor: Wenn Ihr Euch von den Siedlungen entfernt, solltet Ihr unter allen Umständen ein Gewähr bei Euch tragen (und dieses auch bedienen können). Da die unberührte Landschaft von Fjorden und Bergen so gefährlich ist, bieten organisierte Touren mit professionellen Guides für viele Besucher die einzige Möglichkeit, die Schönheit von Spitzbergen zu erkunden.
Wie sich der Wind dreht – Shetlandinseln
Über 23 000 Menschen vereinen auf sechzehn der einhundert Inseln im subarktischen schottischen Archipel nordisches und schottisches Erbgut. Traditionelle Fiddle-Musik füllt die dörflichen Bars, lustige Menschen unterhalten sich in charmantem Dialekt; auf der größten Insel, dem „Mainland“, überkommt den Besucher ein fast wehmütiges Gefühl ländlicher Heimat.
Unter jungen Mädchen insbesondere für die einzigartigen kleinen Pferde bekannt, bieten die Shetlandinseln in ihren windigen Gräsern einer bemerkenswerten Artenvielfalt raue, unberührte Lebensräume. Neben dem Shetlandpony laufen hier auch Shetland-Schäferhunde, Schneehasen, Kaninchen, Igel, Hermeline und Shetlandgänse umher.
Der Himmel ist voll von Sturmschwalben, Basstölpeln, Sterntauchern, Skuas und Papageientauchern, die allesamt gegen die hohen Winde ankämpfen, welche die Luft von Mücken klärt. Selten nur überschreitet das Thermometer die 18°C und während die Sonne sich in den Wintermonaten kaum länger als sechs Stunden zeigt, vermag sie im Juni überhaupt nicht unterzugehen.
Ein unberührtes Zauberland – Kokosinseln
Die australischen Kokosinseln (Cocos Keeling Islands) gelten als eines der letzten verhältnismäßig unberührten tropischen Inselparadiese. Trotz der idyllischen Schönheit dieser 27 Inseln im Indik hat sich die Tourismus-Industrie bis heute nur einen kleinen Platz in der Wirtschaft der knapp 600 Kokosinsel-Bewohner erkämpft – was unter anderem auch mit der extremen Abgelegenheit der Inseln zusammenhängt: Die Weihnachtsinsel, das nächste Stückchen Land, ist 900km von den Kokosinseln entfernt.
Die Inseln, die ihren Namen der dichten Palmbewachsung verdanken, locken dennoch mehr und mehr Besucher mit ihrem Inselcharme an. Bei Durchschnittstemperaturen zwischen 23 und 29°C mit leichten Passatwinden und moderatem Regenfall wird Euch weder zu heiß noch zu kalt.
Neben den üblichen Inselbeschäftigungen wie Schnorcheln, Tauchen, Kitesurfen und Inselhopping liegt der besondere Reiz hier in der Gemeinschaft der Bewohner. Nicht nur, dass der Besucher faszinierende jährliche Feste und traditionelle Aktivitäten bestaunen kann – er wird praktisch dazu aufgefordert, ihnen beizuwohnen. So könnt Ihr beispielsweise am jährlichen Lagunenwettkampf teilnehmen und von Home Island bis nach West Island ca. 21km gegen Einheimische schwimmen.
Barfuß über den Erdmantel – Macquarieinsel
Irgendwo im südwestlichen Teil des Pazifiks, ungefähr auf der Hälfte der Strecke zwischen Neuseeland und der Antarktis, ragt eine kuriose, kleine Insel aus dem Ozean. Die einzigen 20-40 Menschen, die hier auf der australischen Macquarieinsel ausharren, gehören zur australisch-antarktischen Division.
Die einzige Möglichkeit, auf die Insel zu gelangen, bietet eine drei- bis viertägige Bootsfahrt, entweder aus Neuseeland oder Tasmanien. Bei jährlichen Temperaturen zwischen 5 und 8°C fühlen sich besonders die Haubenpinguine heimisch. Zur Brutzeit versammelt sich die gesamte Haubenpinguin-Population der Erde auf der Macquarieinsel und bereitet dem Besucher ein spannendes Spektakel auf.
Der einzige Ort im Pazifik, an welchem Gestein aus dem Erdmantel an die Oberfläche dringt, gehört auch zu den wolkenreichsten Teilen der Welt. 856 Stunden scheint die Sonne im Jahr auf die Macquarieinsel – das ist etwa halb so viel, wie in Berlin. Kälte und Dunkelheit lassen Pflanzen auf der Insel selten 1m hoch werden, Bäume gibt es keine. Im Wasser tummeln sich jedoch Seebären und Seeelefanten, Macquarie-Scharbenvögel leisten Euch an Land Gesellschaft.
Am Ende der Welt – Tristan da Cunha
Von allen abgelegenen Inseln auf unserem Planeten gebührt einem ganz besonderen Stück Land der Ehrenplatz: Tristan da Cunha. Die aktive vulkanische Inselgruppe im Südatlantik ist offiziell der abgelegenste bewohnte Archipel der Welt. 266 Menschen leben auf der Hauptinsel, die restlichen fünf Inseln sind unbewohnt. Das nächste bewohnte Land St. Helena ist 2000km entfernt.
Keine Flüge bringen Euch nach Tristan, einzig eine sechstägige Bootsfahrt von Kapstadt transportiert Touristen auf diesen einsamen Fleck. Doch die Reise lohnt sich: Neben dem einzigartigen Erlebnis völliger Abgeschiedenheit lässt sich die bewundernswerte Naturwelt bei angenehmen Temperaturen von 12-20°C hervorragend erkunden.
Pinguine, Albatrosse, Sturmvögel und Tristan-Drosseln umkreisen die Insel, Wale und Delphine hüpfen durch das Meer, Haie ziehen ihre Runden und Seebären liegen am Strand. Auch Bergsteigern wird Tristan da Cunha gefallen: Die gesamte Insel ist äußerst bergig, der höchste Gipfel ragt 2062m in die Höhe. Allerdings sollten starke Regenfälle mit wenig Sonnenstunden für Euch kein Problem darstellen, wenn Ihr Euch zumindest für eine Weile von der restlichen Welt verabschiedet.
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