
Auf der ganzen Welt werden besondere Festtagsgerichte zu den Weihnachtsfeiertagen zubereitet. Neben vielerlei Leckereien und reichhaltigen Menüs gibt es auch seltsame Weihnachtsspezialitäten, die zu Weihnachten auf den Tisch kommen. Einige der traditionellen Zubereitungsarten sind ebenfalls bemerkenswert. Weihnachten wird auf der ganzen Welt gefeiert, doch auf sehr unterschiedliche Weise. Manche Bräuche gibt es schon lange, andere sind neu und haben in kurzer Zeit einen festen Platz in der Weihnachtskultur erobert. Wer den Menschen in verschiedenen Ländern bei der Zubereitung ihrer besonderen Festtagsgerichte über die Schulter schaut, kann dabei viel Vertrautes, aber auch so manche seltsame Weihnachtsspezialität entdecken.
Gebackene Schneeflocken in Island
Eine weihnachtliche Brotspezialität stammt aus Island: Laufabrauð. Wie viele Weihnachtsspezialitäten wird auch diese gerne gemeinsam im Familienkreis vorbereitet und gebacken. Allerdings ist Fingerfertigkeit gefragt, um die kunstvollen Fladenbrote herzustellen. Laufabrauð heißt wörtlich “Laubbrot”, es wird aber auch als “Schneeflockenbrot” bezeichnet. Zunächst wird ein einfacher Brotteig gemischt und zu runden Fladen hauchdünn ausgerollt. Diese werden anschließend mit kunstvollen geometrischen Mustern verziert, bis sie die Form von großen Laublättern oder Schneeflocken annehmen. Manche Muster werden in den Familien von einer Generation zu nächsten weitergegeben und haben schon eine lange Tradition. Wenn die Teigfladen fertig verziert sind, werden sie in heißem Öl vorsichtig goldgelb ausgebacken.
Der letzte Schafskopf des Jahres
In Norwegen gibt es den Brauch, den letzten Smalahove des Jahres am Sonntag vor Weihnachten – dem “schmutzigen Sonntag” – zu essen. Smalahove ist Norwegisch für “Schafskopf” und ist ein traditionelles Gericht aus dem Westen des Landes. Ursprünglich war der Kopf ein Essen für ärmere Bauern, die nach einer Schlachtung nichts Essbares verkommen lassen wollten, inzwischen gilt er jedoch als Delikatesse. Traditionell wird der Schafskopf mit Würsten, Steckrübenmus und Kartoffeln serviert und dazu ein klarer Schnaps gereicht. Gelegentlich gibt es auch grüne Erbsen und Schinkenspeck als Beilagen. Wer sie zum ersten Mal probiert, sollte sich von Fachkundigen erklären lassen, wie dieses Gericht traditionell verzehrt wird.
Der Wunschpudding
Beim Stir-Up Pudding handelt es sich um eine traditionell britische Weihnachtsspezialität. Am Sonntag vor dem ersten Advent trifft sich die ganze Familie in der Küche, um diesen Pudding zusammen zuzubereiten. Traditionell werden 13 Zutaten für den Pudding verwendet, die Jesus und seine 12 Jünger repräsentieren. Eier, Weißbrot, Rosinen, Zimt und Zitronenschale gehören zu den wichtigen Zutaten. Danach darf jedes Familienmitglied den Puddingteig umrühren und sich dabei etwas wünschen. Die Himmelsrichtung bestimmt die Reihenfolge: von Ost nach West. Dieser Brauch erinnert an die Heiligen Drei Könige, die mit Geschenken aus dem Morgenland kamen. Manchmal werden Münzen und Glücksbringer in den Pudding gerührt, die demjenigen Glück bringen sollen, der sie beim Essen findet. Nach dem Garen darf der abgekühlte Pudding bis zum Weihnachtstag durchziehen und wird dann als besonderes Festtagsgericht im Familienkreis genossen.
Das essbare Holzscheit
Diese Weihnachtsspezialität, die in Frankreich und den frankofonen Ländern verbreitet ist, verdankt ihren Ursprung dem technischen Fortschritt. Denn mit dem Verschwinden der Feuerstelle oder des offenen Kamins aus Wohnungen und Häusern fand auch die jahrhundertealte Tradition des Weihnachtsholzscheits ein Ende. Dieses brannte während der Festtage im Kamin, die Asche wurde anschließend auf den Feldern verteilt, um im neuen Jahr eine gute Ernte zu gewährleisten. Um den Brauch fortzuführen, wurde das essbare Weihnachtsholzscheit erfunden. Es wird aus Biskuitteig hergestellt, gefüllt, gerollt und an den Enden abgeschnitten, was es so ähnlich aussehen lässt wie ein Holzscheit mit Jahresringen. Liebevoll verziert, mit Puderzucker bestreut und mit Ornamenten bestückt setzt das essbare Holzscheit eine lange Weihnachtstradition stilvoll fort.
Zwölf slavische Weihnachtsspezialitäten
In der Ukraine wird Weihnachten nach dem julianischen Kalender gefeiert, und so findet das große Festtagsmenü am 6. Januar statt. Es gibt insgesamt zwölf Gänge, um an die 12 Apostel zu erinnern. Alle Gerichte, die serviert werden, sind Fastenspeisen, da die sechs Wochen vor dem Weihnachtsabend als weihnachtliche Fastenzeit gelten. Deswegen sind nur ganz bestimmte Zutaten für die Zubereitung erlaubt. Eine seltsame Weihnachtsspezialität ist Kutya, die aus Weizenkörnern, Zucker, Honig, Nüssen und Mohn hergestellt wird. Vor dem Essen wird ein Löffel Kutya an die Decke geworfen. Wenn die Masse kleben bleibt, ist dies ein gutes Omen für ein erfolgreiches Jahr. Zum Weihnachtsmenü gehören außerdem Pampushky, eine spezielle Form von Krapfen, und traditionelle klassische Gerichte wie Borschtsch, Holubsti und Perogies.
Festtagsraupen
Zu den ungewöhnlichen Weihnachtsspezialitäten aus Südafrika gehört eine lokale Delikatesse, die die meisten Europäer nicht an einen Festtagsschmaus erinnert: Raupen. In vielen afrikanischen Ländern werden die Raupen mancher Falter jedoch als wertvolles Nahrungsmittel geschätzt, und so haben sich vielfältige Rezepte und Zubereitungsarten entwickelt. Inzwischen sind selbst in gehobenen Restaurants Raupen-Gerichte auf der Speisekarte zu finden. Besonders begehrt sind die farbenfrohen Raupen des Nachtfalters Gonimbrasia belina, die auch unter dem Namen Mopane-Raupen bekannt sind. Während der Regenzeit werden die fingerdicken und mehrere Zentimeter langen Raupen von Hand gesammelt und gesäubert. Anschließend werden sie in der Sonne getrocknet, geräuchert oder gekocht. Zu Weihnachten dürfen sie frittiert als besondere Leckerbissen nicht fehlen.
Das japanische Weihnachtsmenü: Kentucky Fried Chicken
Auch in Japan gibt es eine interessante Weihnachtsspezialität: das Weihnachtsmenü der Fast-Food-Kette Kentucky Fried Chicken. Dies ist das Ergebnis einer erfolgreichen Werbekampagne des Unternehmens im Jahre 1974, als der Slogan “Christmas = Kentucky” den japanischen Markt eroberte. Inzwischen ist die rote Menübox mit dem Konterfei des Gründers Harland Sanders für viele Japaner am Weihnachtstag eine feste Größe auf den japanischen Esstischen. Frittierte Hähnchenteile, Salat und Dessert – meistens ein Sahnetörtchen – sind immer dabei. Bei den Getränken ist Champagner am beliebtesten. Genossen wird das Weihnachtsmenü gerne im Kreis der Familie oder zusammen mit Freunden. Damit am Weihnachtstag das Lieblingsessen serviert werden kann, müssen die Japaner einigen Aufwand betreiben: Entweder bestellen sie ihr Menü Monate vorher oder sie stehen bis zu zwei Stunden Schlange in einer der überfüllten KFC-Filialen.
Das multikulturelle Weihnachtsmenü
Auf den Philippinen gibt es die vielleicht längste Weihnachtszeit auf der Welt: Bereits im September werden die ersten Weihnachtslieder gesungen und Wohnungen dekoriert. Gefeiert wird dann bis in den Januar hinein. Der Heiligabend wird mit einem großen Festessen begangen, bei dem es ganz unterschiedliche Gerichte geben kann. Viele dieser Spezialitäten sind Importe aus anderen Kulturen. So wird beispielsweise Schinken chinesisch zubereitet mit einer karamellisierten Kruste. Spanischer Mandelnugat gehört traditionell ebenfalls dazu, weil vor Jahrhunderten zu Weihnachten die spanischen Schiffe mit ihren Waren anlegten. Zu den besonderen Festtagsgerichten gehören außerdem philippinische Varianten von beliebten Spezialitäten aus aller Welt: Für die heiße Schokolade, beispielsweise, werden die Milch von Carabao-Büffeln und einheimischer Kakao verwendet sowie brauner Zucker, geriebene Erdnüsse und Schlagsahne.
Radieschenweihnacht in Mexiko
Am 23. und 24. Dezember wird zu den Festtagen in Oaxaca de Juárez, Mexiko, ein schmackhaftes Lebensmittel besonders gefeiert: das Radieschen. Seit 1897 besteht diese Tradition, die zu einem ausgelassenen Fest auf dem Hauptplatz der Stadt einlädt. Für das Festival werden besonders große Knollen verwendet, die sich gut bearbeiten und gestalten lassen. Geschickte Hände schnitzen daraus fantasievolle Gestalten, Gegenstände und Gebäude. Selbstverständlich dürfen christliche Motive dabei nicht fehlen. Auf diese Weise entstehen in Oaxaca aus dem scharfen Gemüse Heiligenfiguren, Weihnachtsornamente, Engel und ganze Weihnachtskrippen.
Ein Weihnachtsbaum zum Verzehren
In den siebziger Jahren entstand in den USA ein besonders schmackhafter Weihnachtsschmaus: der Shrimp-Weihnachtsbaum. Er ist zugleich auffällige Tischdekoration und schmackhafter Teil der amerikanischen Weihnachtsspezialitäten. Für die Herstellung des Baums ist zunächst eine tragfähige Struktur nötig. Hierfür eignen sich Zylinder aus Styropor, auf die sich die weiteren Zutaten leicht aufstecken lassen. Für das Tannengrün wird frischer grüner Blattsalat verwendet, zum Beispiel Endivie. Mit den Blättern und Stecknadeln wird der Zylinder vollständig bedeckt. Dann werden die Shrimps essfertig vorbereitet, denn der Shrimp-Baum ist tatsächlich ein Teil des Festtagsmenüs. Anschließend werden sie wie Weihnachtsgirlanden auf den Salatblättern angeordnet. Auch Cocktailtomaten oder Oliven eignen sich als zusätzlicher essbarer Weihnachtsschmuck. Dazu gibt es leckere Cocktailsoßen und Dips.
Ein Weihnachtsmenü für Fischer und Jäger
Wenn die Inuit in Grönland Weihnachten feiern, tischen sie als besondere Festtagsgerichte Mattak und Kiviak auf. Kiviak ist ein sehr traditionelles Essen der Inuit und benötigt mehrere Monate Vorbereitungszeit. Zunächst wird ein erlegter Seehund ausgenommen und das Fleisch entfernt. Lediglich die Haut und eine dicke Fettschicht bleiben übrig. In diese Hülle werden mehrere Hundert Auks – das sind kleine Vögel – gestopft, und die Hülle fest zugenäht. Anschließend wird eine schützende äußere Fettschicht aufgetragen und der Beutel unter aufgeschichteten Felsbrocken aufbewahrt. Während der Lagerzeit von mehreren Monaten fermentieren die Vögel im Inneren der Hülle. Wenn dann in den Wintermonaten ein Festmahl ansteht, wird die Hülle geöffnet und das fermentierte Vogelfleisch gegessen. Eine weitere ungewöhnliche Weihnachtsspezialität der Inuit ist Mattak: Walhaut und Walspeck, die roh genossen werden.
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