
Osterinsel Urlaubsguide – Am Ostersonntag vor 297 Jahren landete Jacob Roggeveen auf einer kahlen, abgelegenen Insel mitten im Pazifik. Ursprünglich auf der Suche nach „Terra Australis“ fand der niederländische Forscher ein kleines dreieckiges Fleckchen Land, das er „Osterinsel“ nannte, um hier am 05. April 1722 Geschichte zu schreiben. Eine Woche nur blieb Roggeveen mit seiner Crew auf der spärlich bevölkerten Insel von knapp zwei- bis dreitausend Einwohnern – kaum mehr als die hunderten monumentalen Steinstatuen, die entlang der Küstenlinien und überall auf der Insel verteilt herumstanden und die Männer in Rätseln ließen.
233 Jahre später macht es sich der legendäre norwegische Forscher und Abenteurer Thor Heyerdahl zur Aufgabe, die Rätsel zu entschlüsseln. Er schreibt mehrere Bücher über seine Expedition, darunter Aku-Aku, welches es innerhalb kürzester Zeit auf die Bestseller-Listen der ganzen Welt schafft. Hierin beschreibt er seine Erlebnisse und Auslegungen; poetisch, romantisch, gar allzu dramatisiert hinterlässt er in den Köpfen der Menschen ein tragisches Bild einer schicksalsergebenen Kultur.
Heute weiß man etwas mehr über die Geschichte der Rapanui – der Osterinselbewohner – und doch ist das meiste im Verborgenen geblieben. Damit Ihr dieses wunderliche Produkt menschlicher Isolation und natürlicher Destruktion selbst erleben, den Stoff so vieler Geschichten, so vieler Mysterien mit Euren eigenen Augen sehen könnt, es vielleicht sogar ein wenig begreift, ist hier unser umfassender Osterinsel Urlaubsguide für eine der spannendsten Reisen Eures Lebens.
1000 Jahre Einsamkeit oder die Entdeckung der Steingötter
Als Roggeveen sein ursprüngliches Ziel verfehlte, griff er mit seinen Männern des Westens in eine 700-1000 Jahre lang isolierte Zivilisation ein. Bis heute ist nicht geklärt, wann die polynesischen Siedler mit ihren Holzboten an der von drei Vulkanen umspannten Insel im polynesischen Dreieck anlegten und dort ihre neue Heimat fanden. Forscher schätzen den Zeitraum mithilfe der Radiokarbonmethode zwischen 700 und 1200 n.Chr. Im Ernstfall waren die Rapanui also knapp 1000 Jahre lang auf sich allein gestellt gewesen.
Reichlich Zeit, um über eintausend durchschnittlich 4m hohe Steinstatuen (887 bedecken heute die Insel) aus dem Rano Raraku Vulkan zu schlagen und die 13 Tonnen schweren Figuren über die Insel auf eine der 255 Ahu-Zeremonialplattformen an den Küsten zu transportieren. Warum die Rapanui mit nichts als Stein und Meißel zum Teil über Jahre hinweg an enormen Moai wie dem 82 Tonnen schweren, knapp 10m großen Paro arbeiteten, lässt sich vermutlich bis zuletzt nicht genau sagen. Die spärlichen Überlieferungen, die von den wenigen Überlebenden einer fast vollständig ausgerotteten Kultur bleiben, sowie Hinweise auf der Osterinsel und in anderen polynesischen Kulturen, deuten auf einen Ahnenkult hin; die gängige Interpretation sieht in den Statuen verstorbene Häuptlinge der verschiedenen Clans, die auf der Insel miteinander um Größe und Bedeutung der Moai konkurrierten.
Die Rapanui hatten eine symbiotische Beziehung zu den Verstorbenen – ihrem Glauben nach versorgten die Ahnen sie mit allem, was sie brauchten, sprich: Nahrung, Gesundheit, Fruchtbarkeit des Bodens – dafür sorgten die Lebenden durch Opfergaben für ein besseres Dasein der Verstorbenen in der Welt der Seligen.
Steilflug der Vogelmänner
Wenngleich die Moai es als wohl markantestes Merkmal der Insel zu großer Bekanntheit gebracht haben, galt der Ahnenkult nur etwa bis ins 16. Jahrhundert als vorherrschende Religion – bald nach der westlichen Entdeckung der Osterinsel musste der Moai-Kult dem Vogelmannkult auf mehr oder minder gewaltsame Weise weichen.
Die Rapanui müssen einst eine ungeheuer florierende industrielle Kultur auf ihrer kleinen Insel entwickelt haben, denn Wissenschaftler schätzen, dass nur ein Jahrhundert vor der Ankunft der Europäer etwa 15 000 Rapanui die Insel bevölkert hatten. Die Einwohner waren fleißige Farmer, sie brauchten viel Land auf der Insel, um Nutzpflanzen anzubauen und Hühner zu halten. Der stetig wachsenden Population bedurfte es mehr und mehr an Anbaufläche; die weiträumig von 21 verschiedenen Baumsorten bewachsene Insel wurde Stück für Stück abgeholzt, alle Arten der Landvögel wurden ausgerottet und der Boden der Insel wurde zusehends unfruchtbarer. Hinzu kam die Einführung der polynesischen Ratte, die sich offenbar von Palmsamen ernährte und dem Untergang des Ökosystems den letzten Hieb gab.
Den Rapanui standen keine Bäume mehr zum Bau von Fischerbooten zur Verfügung und der Rückgang schattenspendender hoher Palmen ließ die Böden austrocknen.
Die katastrophale Entwicklung der einst so scheinbar mustergültigen Zivilisation öffnete den Weg für ein neues Zeitalter: die Ära der Vogelmänner. Der Tangata-Manu-Kult unterschied sich maßgeblich von seinem Vorgänger; plötzlich wurde die sogenannte „Mana“-Kraft nicht mehr an die Clan-Führer weitervererbt, sondern dem Vogelmann einverleibt. Nicht die Moai dienten mehr als Medium der Verstorbenen, sondern der in einem jährlich stattfindenden Wettbewerb auserkorene Vogelmann, welcher mit dem ersten Rußseeschwalben-Ei der Saison von der kleinen Insel Motu Nui knapp 1,3km zur Küste der Osterinsel schwamm und dort den Rano Kau Vulkan erklomm.
Der Umbruch schien auf der Insel zu massiven Aufständen und internen Kriegen geführt zu haben. Als James Cook sich die Insel 1774 ansah, berichtete er von vielen gewaltvoll umgestürzten Steinstatuen.
Das Chile-Komplettpaket (Osterinsel in ein paar Tagen)
Von ökologischen und internen Katastrophen längst geschwächt war die Rapanui-Zivilisation durch die Einführung der Windpocken und der Tuberkulose sowie weiterer europäischer Eingriffe im Jahr 1877 auf 111 Einwohner geschrumpft. Elf Jahre später wurde die Insel an die chilenische Regierung verkauft, 1966 erlangten die Rapanui die chilenische Staatsangehörigkeit.
Heute hat die Osterinsel viele Namen (Isla de Pascua auf Spanisch, Rapa Nui auf Rapa Nui) und ist ein beliebtes Urlaubsziel für jährlich knapp 80 000 Reisende aus aller Welt, die sich von der faszinierenden Geschichte einer der abgelegensten Inseln unseres Planeten in ihren Bann ziehen lassen. Auf die Osterinsel, deren nächste 50 Nachbarn auf den 2075km entfernten Pitcairninseln leben, gelangt Ihr nur über den Luftweg. LAN Airlines landen als einzige Fluglinie regelmäßig auf dem Hanga-Roa-Flughafen. Meist könnt Ihr täglich von Santiago de Chile ein- und ausfliegen, geringfügige Abweichungen wie eingeschränkte Hinflüge an Dienstagen und eingeschränkte Rückflüge an Montagen solltet Ihr aber im Voraus recherchieren. Wenn Ihr gerade auf Tahiti seid, kommt Ihr dienstags mit LAN Airlines auf die Osterinseln. Zurück könnt Ihr montags und oft auch noch an weiteren Tagen.
Mehrere Chile-Reiseprogramme bieten den Besuch der Osterinsel als Teil ihrer Tour an. Neben mehrtägigen Küsten-Erkundungen auf einem Kreuzfahrtschiff sind auch die umfangreichen Reiseprogramme vom chilenischen Festland aus gefragt. Diese beinhalten meist einen mehrtägigen Festlandaufenthalt sowie Abstecher zur Osterinsel und der Robinson Crusoe Insel. Es gibt genügend Pauschalreise-Angebote, die sich auf verschiedene Schwerpunkte konzentrieren. Manche führen die Besucher von einer antiken Sehenswürdigkeit zur nächsten; nach Machu Picchu, La Paz und Arica geht’s zwischendurch mal auf Rapa Nui.
Gestrandet auf der einsamen Insel – Osterinsel Urlaubsguide
Wer lieber auf eigene Faust unterwegs ist und den Fokus auf die alleinige Erkundung der Osterinsel legen möchte, kann natürlich auch eine individuelle Reise organisieren.
Das erste, was Ihr am Boden sehen werdet, ist die Inselhauptstadt Hanga Roa, auf der sich auch der größte Teil des sozialen Lebens abspielt. 90% der knapp 6000-köpfigen Bevölkerung lebt hier; Gasthäuser, Bungalows und Campingplätze sind fast ausschließlich in dieser Stadt konzentriert. Außerdem steht hier das kleine Sebastian Englert Museum mit einer Sammlung originaler Artefakte wie Moai-Fragmenten, Infografiken, Steinwerkzeugen und sogar Tafeln mit der bis heute nicht entschlüsselten Schrift der Rapa Nui – solltet Ihr auf keinen Fall verpassen! Ansonsten findet Ihr in Hanga Roa einige Cafés, Bars und Restaurants sowie drei Discos und sogar ein Fußballstadion mit 2500 Plätzen.
Wenn Ihr Euch schon die Mühe macht, mehr als 14 000km zu reisen um Euch eine kleine Insel anzugucken, dann wäre es schade, wenn Ihr nicht das Maximum aus Eurem Aufenthalt herausholtet. Daher hier unsere Must-Sees:
- Ahu Akivi steht praktisch repräsentativ für die restlichen Ahus. Als besonders heiliger Ahu sind die sieben fast gleich großen Moai in Richtung des Pazifiks aufgestellt. Der Ahu steht untypischer Weise nicht an der Küste, sondern im Inland, da er auch als Observatorium diente. Die Statuen zeigen zum Frühlingsäquinoktium genau auf den Sonnenuntergang.
- Ahu Tongariki ist das bekannteste und beliebteste Motiv der Osterinsel. Mit fünfzehn aufgestellten Moai, darunter der größte jemals aufgestellte Moai, ist Ahu Tongariki der größte Ahu der Insel. Die Statuen wurden irgendwann während innerer Unruhen umgeworfen und in den Neunzigern von Archäologen wieder aufgerichtet.
- Den Vulkankrater Rano Raraku dürft Ihr auf keinen Fall verpassen. Aus diesem ehemaligen Steinbruch wurden knapp 95% aller Moai geschlagen. Bis heute finden sich hier 397 teils unfertige, teils umgefallene, teils noch an den Krater befestigte Moai und gewähren der Nachwelt einen Einblick in den Prozess der Erbauung dieser phänomenalen Steinstatuen.
- Das Steindorf Orongo ist unumgänglich, wenn Ihr Euch für den Vogelmannkult interessiert. Die Ansammlung von 53 Steinhütten diente als Dreh- und Angelpunkt für die jährliche Krönung des Vogelmannes.
- Orongo steht auf dem Rano Kau, dem inaktiven Vulkan, der den südwestlichen Zipfel der Insel formt. Der Kratersee ist von ungeheurer Bedeutung für die Inselbewohner, da dieser als eine der nur drei Süßwasserquellen der Osterinsel dient.
Bevor Ihr fahrt…
…wollten wir Euch noch ein paar praktische Infos mit auf den Weg geben, da Ihr vermutlich nicht so viele Bekannte habt, die Euch aus eigener Erfahrung beraten können.
Wettertechnisch ist es wohl schöner im Sommer, also von Dezember bis Februar. Das Klima auf der Osterinsel ist subtropisch, das heißt im Sommer liegen die Durchschnittstemperaturen bei etwa 27°C und es regnet kaum bis gar nicht. Außerdem findet das Tapati Rapa Nui Fest Anfang Februar statt, eine mittlerweile touristische Attraktion, bei der zwei Familien der Insel in mehreren Wettkämpfen gegeneinander antreten um sich in verschiedenen traditionellen Disziplinen wie Bildhauen, Fischen, Musik, Tanz etc. zu messen.
Allerdings ist zu beachten, dass im Sommer auch touristische Hochsaison ist. Die Hotelpreise sind zu dieser Zeit deutlich höher, Zimmer müssen ein ganzes Jahr im Voraus gebucht werden. Die Insel kann etwas überfüllt wirken, da sich überall Touristen tummeln. Der Winter (Juni bis August) ist daher für diejenigen unter Euch geeigneter, die sich hauptsächlich für die archäologischen Sehenswürdigkeiten interessieren, und denen etwas stärkere Regenfälle bei etwa 18°C nichts ausmachen. Übrigens ist es im Winter deutlich grüner auf der Osterinsel.
Um Zugang zu allen Sehenswürdigkeiten zu bekommen, braucht Ihr ein Nationalpark-Ticket. Dieses bekommt Ihr am Flughafen oder dem CONAF-Büro für 60USD, also knapp 54EUR. Es gewährt Euch einen 5-Tage-Zutritt zu allen archäologischen Stätten, allerdings jeweils nur ein Mal.
Die Währung, mit der auf der Osterinsel gezahlt wird, ist der chilenische Peso. Aufgrund starker Inflation ist 1EUR etwa 761CLP wert. Auf der Insel selbst gibt es mehrere Wechselstuben. Easterisland.travel empfiehlt die Tankstelle Puna Vai – dort soll es die besten Wechselkurse geben. Außerdem findet Ihr zwei Geldautomaten auf der Insel, und viele Geschäfte nehmen sogar US-Dollar als Zahlungsmittel an. Abhängig davon, wann Ihr dort seid und wo Ihr essen geht, solltet Ihr 15 000 bis 50 000CLP (also 20 bis 65EUR) für Essen und weitere Kleinigkeiten pro Tag einplanen.
Versucht auf jeden Fall, wenigsten einen Teil Eurer Inselerkundung auf dem Fahrrad zu erledigen. Ein Fahrradverleih auf der Osterinsel vermietet Räder für 8 000CLP (10EUR) pro Tag. Die Insel ist so flach und klein, dass Ihr praktisch alles mit dem Fahrrad besichtigen könnt – außerdem ist auf dem Rad sowieso alles schöner.
Mehr als Urlaub
Eine Reise zur Osterinsel ist keine Beschäftigung für einen kurzfristigen Urlaub. Sie erfordert intensive Recherche, im Ernstfall ein ganzes Jahr Planung und ein gewisses Budget. Doch die Reise endet nicht in dem Moment, da Ihr die Insel wieder verlasst. Freunde und Bekannte werden Euch stets interessiert zuhören, wenn Ihr von Eurem spektakulären Ausflug erzählt, und Ihr werdet Euch immer wieder in Gedanken zurück auf die Insel begeben. Die Osterinsel ist kein Urlaubsziel sondern ein Reiseziel und wird Euch auf ewig lebhaft im Gedächtnis bleiben.
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