
Ihr habt eine Japanreise geplant, die Tickets sind gebucht, die Koffer schon gepackt, vielleicht seid Ihr sogar schon in Japan – und jetzt merkt Ihr, dass Ihr eigentlich keine Ahnung habt, wie man sich in Japan richtig verhält. Wieso sind die Tische so tief? Warum gibt es so viele verschiedene Hausschuhe? Weshalb ist der Toilettensitz immer warm, wenn Ihr Euch draufsetzt? Wir haben uns mit ein paar Japanern und japanerfahrenen Reiselustigen zusammengetan, um Euch den ultimativen Quick-Start Japan Urlaubsguide zu präsentieren.
Erstmal durchatmen – der Gaijin-Bonus
Beliebt bei Touristen, die 1, 2 oder 3 Wochen in Japan verbringen: Mit dem Japan Rail Pass ab 235€ könnt Ihr ganz Japan mit allen JR-Zügen bereisen (nur die beiden schnellsten Pendler-Services sind ausgeschlossen)
Bevor Ihr Euch an allen möglichen Fauxpas aufhängt, die Ihr begangen habt oder begehen könntet, haben wir hier ein beruhigendes Wort für Euch: „Gaijin“. In Zeiten der Globalisierung haben die Japaner mittlerweile eingesehen, dass es in anderen Ländern sehr anders zugeht, als bei ihnen. Wer als Tourist nicht alle Regeln der japanischen Kultur beherrscht, bekommt praktisch eine Gaijin(Ausländer)-Freikarte, mit der die meisten Fauxpas entschuldigt sind. Dennoch macht man sich in Japan ein paar mehr Freunde, wenn man zumindest die Grundregeln kennt und zeigt, dass man sich bemüht. Deshalb: Keine Panik, entspannt Euch, lest diesen Japan Urlaubsguide, dann wird alles gut.
Die Grundlagen der japanischen Mentalität
Eigentlich sind die Japaner sehr einfach gestrickt, die japanischen Tugenden lassen sich in 5 magischen Worten zusammenfassen: Disziplin, Gehorsam, Höflichkeit, Freundlichkeit, Bescheidenheit. Doch der Schein trügt, denn hinter jedem dieser Begriffe steckt ein ungeheuer komplexes Gerüst von festgelegten Konventionen und Regeln, die sich dem Durchschnittsdeutschen vermutlich nicht allzu leicht erschließen.
Akkurate Repräsentation japanischer Tugenden: Ordnung, Disziplin, Bescheidenheit und Ruhe machen den Zauber japanischer Steingärten aus
Wenn man in Deutschland für etwas gelobt wird, ist es eher üblich, sich für das Kompliment zu bedanken – in Japan wird Bescheidenheit erwartet, d.h. das Kompliment sollte freundlich mit einem verlegenen Lächeln abgestritten werden.
Hierarchische Strukturen gehören im Land des Lächelns so sehr zum Alltag, dass viele Japaner einen regelrechten Schock erleben, wenn sie für längere Zeit in ein westliches Land reisen. Menschen mit höherem Bildungsabschluss, höherer Position oder im fortgeschrittenen Lebensalter werden grundsätzlich mit großem Respekt behandelt, was sich in Gestik, Mimik und Sprache widerspiegelt.
Höflichkeit und Respekt sind aus der japanischen Mentalität nicht herauszudenken – diese Taiko-Spieler verbeugen sich mit beiden Armen fest am Oberkörper, den Kopf niedergesenkt, fast parallel zum Boden
Zur Disziplin gehört auch Ordnung, und die ist in Japan sehr präsent. Alles hat seinen Platz; wird etwas von seinem vorgesehenen Ort entfernt, hat er sobald wie möglich wieder zurückzukehren (dies gilt auch für Personen).
Manchmal kann die Höflichkeit der Japaner sehr herausfordernd sein, sogar für die Einheimischen selbst. Da ein gut erzogener Japaner niemals offen zeigt, wenn ihm etwas missfällt oder etwas fehl am Platze ist, kann es schwierig werden zu beurteilen, wie die Person von einem denkt. Dies gilt insbesondere unter Fremden, Kollegen und generell Leuten, die nicht eng miteinander befreundet sind.
Wenn Ihr auf Eurer Reise einen guten Eindruck hinterlassen wollt, müsst Ihr Euch nicht verhalten wie ein gebürtiger Japaner, aber ein höheres Maß an Zurückhaltung und Respekt ist in jedem Fall angebracht. Auch könnt Ihr dann und wann mal davon ablassen, Eure Meinung allzu offen kundzutun, wenn sie Kontroversen anregen könnte – Euer japanischer Gegenüber würde zwar vermutlich nichts darauf erwidern und auch keine negative Reaktion zeigen, aber in seinem Ansehen könntet Ihr, wenn Ihr Pech habt, etwas sinken. Seid eventuell etwas ordentlicher als sonst, bedankt Euch für alle Gefälligkeiten, und wenn es nichts gibt, wofür Ihr Euch bedanken könntet, dann entschuldigt Euch für irgendetwas. Egal was. Euch fällt schon was ein.
Keine Sekunde verlieren
Wenn Ihr Euch für Japan interessiert, dann habt Ihr wahrscheinlich schon vom Shinkansen gehört. Der Hochgeschwindigkeitszug verbindet Tokyo mit den Großstädten Japans und ist ein ungeheuer wichtiges Transportmittel für Pendler und Reisende. Bei bis zu 320km/h braucht der Shinkansen von Tokyo nach Osaka (550km) mit 3 Zwischenstopps etwa zweieinhalb Stunden (allerdings hängt das vom Servie ab – der Nozomi ist zwar der schnellste, allerdings auch der begehrteste).
Das ist natürlich super praktisch und sogar für Tagesreisen von Tokyo nach Osaka oder Kyoto geeignet. Aber Vorsicht: Fahrt niemals zu den Stoßzeiten! Versucht, unter allen Umständen den Shinkansen zwischen 8 und 9 Uhr morgens zu vermeiden. Mal abgesehen davon, dass Ihr mit ziemlicher Sicherheit nicht in den Zug passen werdet, könntet Ihr hier mal eine andere Seite der japanischen Mentalität kennenlernen.
Das Ticket-System in Japan läuft ein Bisschen anders ab, als hier. Dort werden die Karten nicht vom Schaffner kontrolliert, sondern alle Bahnsteige durch automatisierte Schranken abgegrenzt. Diese kann man nur passieren, indem am vorderen Ende der Schranke eine gültige Karte einführt, durch die kurz geöffnete Schranke läuft und auf der anderen Seite die entwertete Karte wieder entnimmt. Das Prinzip ist einfach, doch wenn man es nicht kennt, dauert es ein paar Sekunden (und manchmal sogar Minuten), bis man es versteht. Zur Rush Hour laufen die Leute jedoch im Sekundentakt durch die Schranke, um rechtzeitig zum Zug zu gelangen. Braucht einer zu lange, werden die Leute hinter einem sehr ungeduldig und unfreundlich.
Hier muss es schnell gehen: An den Ticket-Schranken der Züge solltet Ihr zur Rush Hour keine Sekunde verlieren
Also: Shinkansen ja (unbedingt!), aber nicht zur Rush Hour. Wenn Ihr Gepäckstücke mitnehmt, reserviert Euch lieber einen Platz. Im Übrigen stellt man sich in Japan am Bahnsteig immer in einer Reihe an, getreu dem Prinzip „first come, first serve“. Telefonieren ist in öffentlichen Verkehrsmitteln verboten, die Handys müssen auf „lautlos“ gestellt werden – SMS schreiben und surfen ist aber erlaubt. Wenn Ihr das alles beachtet, könnt Ihr einen der schnellsten Züge weltweit in all seiner Geschwindigkeit genießen.
Nicht erschrecken, wenn Ihr so einen Zug-Plan seht; das Personal hilft Euch meist gern in gebrochenem “Engrish” weiter
Futon, Tatami, Zabuton & Co.
Ihr seid also in Japan angekommen, habt es zum Hotel oder Ryokan geschafft, steht jetzt mit Euren Taschen im Eingang Eures Zimmers und werdet von vielen seltsamen Dingen begrüßt.
Der Eingangsbereich (Genkan) ist der kleine Flur direkt hinter der Eingangstür, meist mit einem Schuhregal ausgestattet. Hier lasst Ihr Eure Straßenschuhe, Regenschirme, Plastiktüten und Jacken. Betretet japanische Häuser, Hotelräume, Tempel und die meisten historischen Gebäude niemals mit Euren Straßenschuhen, sondern lasst sie im Genkan. Die Einrichtungen stellen fast immer Hausschuhe bereit, oder Ihr lauft in Euren Socken.
Den Genkan findet Ihr in jedem japanischen Haus, Hotel und in den meisten Inneneinrichtungen – die Schuhe werden hier stehengelassen, zieht also immer frische Socken an
Seltsamer Weise scheint es in Eurem Zimmer aber zu viele Paar Hausschuhe zu geben – das liegt vermutlich daran, dass Ihr die Toiletten-Slipper mitzählt. Japaner sind sehr penibel, wenn es um Hygiene und Sauberkeit geht. Benutzt nicht dieselben Hausschuhe auf dem Klo wie im Rest des Hauses. Das gilt übrigens für fast alle japanische Inneneinrichtungen.
Wenn Ihr in einem Ryokan übernachtet, wird der Boden Eures Zimmers typischer Weise mit Tatami-Matten ausgelegt sein. Diese sind sehr empfindlich und sollten deshalb nur barfuß oder in Socken betreten werden.
Vielleicht erscheint Euch das Zimmer seltsam leer und Ihr fragt Euch, wo eigentlich die Betten sind, die Ihr gebucht hattet. Ein klassisches Ryokan-Zimmer hat oft bloß einen tiefen Tisch (Tsukue) mit Sitzkissen (Zabuton), Tee und manchmal noch einen Bereich mit Sesseln.
Keine Sorge, die haben Eure Betten nicht vergessen. Wenn Schlafenszeit ist, kommt das Personal, stellt Tisch und Sitzkissen beiseite und breitet große, weiche Matratzen (Futon) aus, die im Zimmerschrank gelagert werden. Manchmal geschieht dies auch, während die Gäste noch unterwegs sind, also nicht erschrecken, wenn Ihr nach einer langen Nacht draußen Euer Zimmer erst nicht wiedererkennt.
Ein typisches Ryokan-Zimmer mit Tisch und Sitzkissen in der Mitte des Raumes sowie einem beheizten Tisch (Kotatsu) für kalte Wintertage in der hinteren Ecke
In japanischen Gasthäusern werden meist auch Yukata zur Verfügung gestellt. Das sind traditionelle legere Gewänder, die vom Erscheinungsbild her dem im Westen bekannteren Kimono zwar ähneln, sich insofern aber gewaltig unterscheiden, dass die Yukata sehr bequem sind. Sie werden besonders gern auf dem Weg zur Badeeinrichtung (Ofuro oder Onsen) getragen.
Baden will gelernt sein
Klar, Duschen gibt’s in Japan auch. Aber die könnt Ihr zuhause genauso gut benutzen. Viel besser ist das traditionell japanische Ofuro, ein Badeerlebnis, das die Japaner so sehr schätzen, dass es nicht nur in allen japanischen Hotels Standard ist (sofern es keine heißen Quellen (Onsen) in der Nähe gibt), sondern auch in jedem besseren Haushalt.
Das japanische Badezimmer besteht aus zwei Räumen. Der erste ähnelt stark dem deutschen Badezimmer, allerdings ist die Toilette immer in einen separaten Raum ausgelagert. Ansonsten findet Ihr hier Waschbecken, Waschutensilien und einige Ablageflächen; der Raum dient auch als Umkleideraum. Oft stehen hier Waschmaschine und Trockner.
Im zweiten Raum ist dann das eigentliche „Ofuro“. Das Kernstück des Baderaumes bildet die tiefe Badewanne, die mit über 40°C heißem Wasser gefüllt wird. Der gesamte Raum ist gefliest, moderne Ofuros sind mit einer kleinen, tiefen Dusche ausgestattet. Außerdem liegen hier einige große Plastikschüsseln, Waschtücher, Seife und Hocker. Das eigentliche „Waschen“ passiert vor und nach dem Baden außerhalb der Wanne. Reinigt Euren Körper gründlich mit Waschtuch, Seife und allem, was bereitgestellt wird. Dann könnt Ihr in Ruhe in die entspannende Wirkung des heißen Wassers eintauchen. Nachdem Ihr Euren Körper habt durchkochen lassen, solltet Ihr Euch nach dem Heraussteigen noch einmal gründlich waschen.
Der gleiche Ablauf gilt auch für öffentliche Ofuros und Onsens.
Das tägliche Geschäft in Japan erledigen
Ok, Japan ist anders, das habt Ihr jetzt wahrscheinlich auch verstanden. Aber wenigstens die Benutzung von Toiletten wird doch wohl noch intuitiv sein, oder? Falsch gedacht.
In Japan gibt es zwei Arten von Toiletten: seltsame Toiletten und extrem seltsame Toiletten.
Die seltsamen Toiletten sind zwar von der Form her den westlichen Toiletten sehr ähnlich, doch lasst Euch davon nicht täuschen; es handelt sich hierbei nämlich um weit fortgeschrittene autonome künstliche Intelligenz, die seit dreißig Jahren den Umsturz der Menschheit plant. Jedenfalls ist das der Verdacht, der bestimmt den ein oder anderen Touristen beschleicht.
Denn die seltsame Toilette hat nicht bloß ein oder zwei Knöpfe. Mit einer Bidet-Funktion, einer Trockner-Funktion, zwei verschiedenen Spülungen, Plätschergeräuschen, die gewisse andere Laute übertönen sollen, einer Sitzheizung und einer Steuerung des Toilettendeckels auf Knopfdruck hat so eine High-Tech-Schüssel schon mal sieben Knöpfe. Mindestens.
Ihr seid eher der Nostalgiker und steht nicht so auf Zukunftstechnologie? Kein Problem, auch daran haben die Japaner gedacht und ihre traditionellen extrem seltsamen Toiletten in vielen öffentlichen Einrichtungen belassen. Tief in den Boden eingelassene Porzellanschüsseln zum Drüberhocken schmücken bis heute Schul-, Museums- und Privattoiletten. Die Schönheit der Dinger lässt sich nicht in Worte fassen, deswegen an dieser Stelle ein bezauberndes Bild:
Auch für viele junge Japaner etwas abschreckend: Die alten “traditionellen” Toiletten finden sich bis heute in vielen Einrichtungen
Es sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass es in japanischen WCs häufig keine Papierhandtücher oder Trockner gibt. Japaner tragen ihre eigenen Stofftücher (Hankachi), oft kunstvoll oder verspielt verziert. Die findet Ihr für 100¥ in den meisten Geschäften.
Hier noch eine aufschlussreiche Grafik dazu, wie man traditionelle japanische Toiletten korrekt benutzt
Wie man einen Lachs verspeist und andere nützliche Ratschläge
Japanisches Essen. Der eigentliche Grund, warum Ihr überhaupt 9.000km im Flugzeug zurückgelegt habt.
Nicht zu übersehen: Jedes Restaurant verkündet auf großen Fahnen und Leuchtschildern seine Spezialität
Aber halt! Natürlich darf man in Japan nicht einfach nur essen. Auch das ist eine hochkomplexe Form der Kunst.
Wenn Ihr durch eine japanische Essensmeile lauft, wisst Ihr, was wir meinen. Plastikattrappen von schmackhaftem Essen in allen Schaufenstern, Fähnchen mit japanischen Schriftzeichen an jedem Gebäude, übereifrige Bedienung, deren Willkommensschreie bis nach draußen dringen.
Die bunten Fahnen weisen auf die Spezialisierung des jeweiligen Ladens hin, da japanische Restaurants oft hochspezialisiert sind (d.h. in Ramen-Restaurants gibt es nur viele verschiedene Sorten von Ramen sowie Reis und Gyoza, Sushi-Restaurants servieren meist ausschließlich Sushi und Sashimi)
Tretet Ihr in ein Restaurant ein, werdet Ihr freundlich am Eingang begrüßt (worauf Ihr übrigens nicht zu antworten braucht, aber ein anerkennendes Nicken ist angebracht) und sofort zum Platz geleitet. Nur in sehr seltenen Fällen sucht sich der Gast selbst einen Tisch. Grundsätzlich ist das Rauchen in japanischen Lokalen erlaubt, meist gibt es Raucher- und Nichtraucherplätze.
Am Tisch angelangt wird Euch entweder sofort ein kaltes Glas Wasser hingestellt (noch vor Bestellung) oder es wartet bereits eine große Kanne mit Gläsern.
Nachdem Ihr Eure Bestellung aufgegeben habt, was sich übrigens aufgrund der vielen Bilder im Menü als erstaunlich einfach herausstellt, erhaltet Ihr pro Person ein warmes feuchtes Handtuch (Oshibori), mit welchem Ihr Eure Hände reinigt – bitte wischt nicht Euer Gesicht damit ab.
Japanische Gerichte werden mit Stäbchen (Ohashi) verzehrt, westliche Gerichte meist mit Besteck. Löffel gibt es in der traditionellen japanischen Küche auch, allerdings sind sie größer und aus Holz. Oft werden die Gerichte auch mit kleineren chinesischen Porzellanlöffeln gereicht.
Was die Tischmanieren betrifft, reicht es eigentlich, sich an die deutschen zu halten, nur um das Zehnfache strikter. Einzige Ausnahme bilden Suppen- und Nudelgerichte, die so heiß sind, dass sie sich nicht ohne Schlürfen verzehren lassen.
Kleine Schüsseln werden nahe an den Mund geführt; kleine Suppen werden direkt aus der Schüssel getrunken und die Einlagen mit den Stäbchen herausgefischt. Große Nudelsuppen werden mit einem Löffel serviert.
Getränke solltet Ihr Euch übrigens nicht selbst einschenken, wenn Ihr in Begleitung seid. Jeder schenkt dem anderen das Getränk aus.
Der Essplatz wird dem japanischen Prinzip von Ordnung und Disziplin getreu ordentlich und aufgeräumt hinterlassen. Faltet benutzte Servietten ordentlich zusammen, schließt alle Schüsseln, die mit einem Deckel gekommen sind, und steckt Eure Einweg-Stäbchen entweder zurück in das Papier oder legt sie fein säuberlich auf eine Schüssel.
Die Rechnung wird üblicher Weise umgedreht auf dem Tisch hinterlassen und kann an einer Kasse neben dem Eingang beglichen werden. Trinkgeld existiert in Japan nicht, weswegen Japaner oft etwas verwirrt oder gar beleidigt darauf reagieren können – das gilt für alle Dienste. Stattdessen ist es freundlich und höflich, sich beim Kellner mit „Gochisōsama deshita!“ für das gute Essen zu bedanken.
Zu Gast bei den Takahashis
Ihr habt jetzt also ein paar Tage in Japan verbracht und mit Hilfe unseres Japan Urlaubsguide sogar Freunde gefunden. Eure neue (oder alte) Bekanntschaft hat Euch zu sich nach Hause eingeladen – was müsst Ihr hier beachten?
Eigentlich nicht viel, was nicht schon im restlichen Guide steht. Wie im Hotel auch sind die Schuhe im Eingangsbereich auszuziehen, Tatami-Räume werden in Socken oder barfuß betreten, Toiletten haben andere Pantoffeln – doch bei Japanern zu Gast zu sein heißt nicht bloß, sich mit Hausschuhen auszukennen.
Zwar etabliert sich der Handschlag insbesondere im Business-Bereich mehr und mehr, doch die traditionelle Verbeugung ist noch immer die vorherrschende Art der Begrüßung; sie repräsentiert Respekt und Höflichkeit in der Distanz und lässt dem Gegenüber zugleich seinen Freiraum. Von Umarmungen solltet Ihr erstmal ablassen, außer Ihr kennt die Person wirklich gut.
Zur Vorstellung nennt man in Japan noch immer erst den Nachnamen, gefolgt vom Vornamen. Dies ehrt die Familie und stellt das Individuum hinten an.
Wenn Ihr Euch bei japanischen Kindern beliebt machen wollt, ist der nächste Hello-Kitty-Shop die richtige Anlaufstelle für Euer Geschenk (Omiyage)
Ein Dankesgeschenk ist zwar nicht notwendig, hinterlässt jedoch einen guten Eindruck. Der Preis sollte sich im mittleren Rahmen bewegen, also nichts Superbilliges aber auch nichts, was offenkundig kostspielig war. Hochwertiges Obst oder ein guter Tropfen kommen immer gut an – am besten ist immer etwas aus der Heimat, was man in Japan nicht bekommt. Japaner legen großen Wert auf die Verpackung des Geschenkes, also solltet Ihr entweder etwas mehr Zeit für eine Extra-Bastelstunde einplanen oder Ihr übergebt das Geschenk in der Tüte des Geschäftes, in der Ihr es gekauft habt. Das Geschenk wird übrigens immer mit beiden Händen und einer leichten Verbeugung übergeben.
Nehmt unbedingt noch vor Eintritt ins Haus das Kaugummi raus.
Das hättet Ihr nicht gedacht
Bevor wir Euch in den polierten Dschungel japanischer Manier entlassen, haben wir hier noch einige Beobachtungen gesammelt, die besonders unsere Reisefreaks auf ihren ersten Japanreisen erschreckt, verwundert oder überrascht hat.
Beginnen wir mit etwas, das Euch allen gefallen wird: Es gibt Getränkeautomaten an jeder Ecke. Da es in Japan insbesondere in den südlicheren Gebieten im Sommer zu extremer Hitze kommt, sind eiskalte Durstlöscher sehr gefragt. In den Getränkeautomaten findet Ihr die verschiedensten japanischen Kaltgetränke sowie auch Bier, Kaffee, Suppen und mittlerweile sogar warme Speisen.
Damit müsst Ihr Euch aber auch mit den leeren Getränkedosen und -flaschen rumschlagen, bis Ihr zurück ins Hotel oder nach Hause kommt. Versucht mal, auf den japanischen Straßen einen einzigen Mülleimer zu finden. Da Mülltrennung in Japan äußerst großgeschrieben wird (der dreckige Müll muss vor Entsorgung sorgfältig abgespült werden), wurden alle Mülleimer von den Straßen entfernt. Nehmt also eine Tasche mit…
Andererseits werdet Ihr dann und wann mit dem wunderschönen Anblick traditioneller japanischer Kleidung geflasht. Oft laufen die Japaner in Kimono oder Yukata, Geta oder Zōli rum.
Die Tradition behält im Alltag einen so vorherrschenden Platz, dass bis heute die große Mehrheit der Japaner kein brauchbares Englisch spricht. In Tokyo scheint die Situation tatsächlich deutlich besser zu sein als in kleineren Städten, aber selbst in Osaka (über 2,6 Millionen Einwohner) oder Kyoto (knapp 1,5 Millionen) wird es schon schwierig, sich in Englischer Sprache mit den Einheimischen zu verständigen. Auch die meisten Schilder und Straßenbezeichnungen werden lediglich auf Japanisch ausgehängt.
Besonders zur Erkältungszeit kann es zuweilen den Anschein haben, dass 50% der Japaner einen Mundschutz tragen. Das tun sie nicht bloß um sich selbst vor Ansteckung zu schützen, sondern hauptsächlich um ihre Mitmenschen nicht anzustecken. Falls Ihr auf Eurer Reise krank werden solltet (was wir nicht hoffen!), empfehlen wir Euch, dieser aufmerksamen Geste nachzukommen.
Wenn Ihr so einen Süßwarenladen (Asagirido) seht, dürft Ihr auf gar keinen Fall einfach dran vorbeigehen – auch, wenn Ihr nicht so auf Süßes steht sind die charmanten kleinen Geschäfte einen Besuch wert.
In Deutschland mag es nicht unüblich sein, sich beim Bäcker um die Ecke eine Brezel zu holen und sie direkt auf dem Weg zur nächsten Vorlesung oder ins Büro schnell zu verputzen. In Japan gilt das als unhöflich und unhygienisch. Was Ihr jedoch offensichtlich im Gehen essen könnt, ist Eis.
Und ganz gleich, wie müde Ihr seid – setzt Euch nicht draußen auf den Boden. Das kommt wirklich nicht gut an.
Stattdessen könnt Ihr Euch ein Taxi bestellen. Die Türen öffnen sich ganz von selbst und der freundliche Fahrer wird Euch mit seinen weißen Handschuhen gerne mit Eurem Gepäck helfen.
Vom japanischen Essen könnten wir sowieso Bände schreiben. Was Euch jedoch vermutlich anfangs überraschen wird, sind die Massen an eingelegten Beilagen (Tsukemono), die wichtiger Bestandteil des Kaisekis, des typischen japanischen Abendessens (wird oft in Ryokans serviert) sind.
Ein Erlebnis mit allen Sinnen
Wir können Euch in diesem Japan Urlaubsguide alles erklären, aber letztlich lässt sich das phänomenale Erlebnis nicht einmal ansatzweise durch einen Blogbeitrag ersetzen. Eine Reise nach Japan können viele nur einmal im Leben unternehmen, doch der Eindruck, den sie hinterlässt, wird Euch bis an Euer Lebensende begleiten.
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